Die Firma Gebrüder Ihle
Autos aus Bruchsal, Baden
Allgemeine Firmen- und Familiengeschichte ab 1930
Die Stadt Bruchsal liegt im badischen Teil von Baden-Württemberg, nicht weit von Karlsruhe. Sie ist in der Region eine wichtige Industriestadt, wie schon vor dem Weltkrieg, eine Stadt, in der heute nur noch wenig an die Firma Gebrüder Ihle erinnert.
Schuld daran ist der zweite Weltkrieg mit seinen verheerenden Bombenangriffen, die auch die Industrie- und Rüstungseinrichtungen um Karlsruhe zum Ziel hatten. So ist von der Firma Gebrüder Ihle mit ihren damals wichtigen und innovativen Vorkriegs-Werkstätten heute nichts mehr erhalten. Dokumente, Papiere alles wurde vernichtet. Nach vielen Bombenangriffen kam es zum Kriegsende, am 1. März 1945 noch zu einem finalen vernichtenden Angriff, der die historische Stadt Bruchsal zerstörte, wobei noch über tausend Bürger umkamen. Die Stadt brannte ab, alles wurde vernichtet. In den Archiven und kommunalen Einrichtungen ist deshalb wenig zu finden. Auch der Familie Ihle ist leider nichts aus der Zeit der 30er- und 40er-Jahre erhalten geblieben, nur Erinnerungen und einige Bilder.
Die Brüder Ihle und die Anfänge der Firma vor dem 2. Weltkrieg.
Die Gebrüder Rudolf und Friedrich (Fritz) Ihle aus Bruchsal waren beide Kraftfahrzeugmeister, beide machten sich um 1930 selbstständig. Da war der ältere Friedrich gerade 26 Jahre alt. Ursprünglich kamen die Brüder Ihle aus einer Motorrad- und Fahrrad-Reparatur- Werkstätte in der Kaiserstraße in Bruchsal. Der Vater der Brüder war Lokomotivführer. Rudolf Ihle, der jüngere, arbeitete als Kraftfahrzeugmechaniker und legte dazu die Meisterprüfung im Jahre 1935 ab. zwei Jahre zuvor hatte er bereits den Betrieb als Mitgesellschafter geführt. Übernommen hatte er den Betrieb von seinem Lehrmeister Friedrich 1930 oder 1931. Die Gebrüder selbst beschreiben ihren Betrieb in einer Annonce mit „Gegründet 1930“. Da es in der Kaiserstraße bald zu eng wurde, verlegte man den Betrieb in die Styrumstraße.

Auch danach vergrößerte sich der Betrieb kontinuierlich und es wurde noch eine „mechanische Abteilung“ eröffnet. Es heißt, dort wurden anspruchsvolle Maschinen und Geräte wie Druckmaschinen, Kopiermaschinen, Bodenwachsmaschinen, Tapetenentferner, Teile für Maschinenhersteller und Maschinen für Lochkartenbearbeitung gebaut. In der Styrumstraße wurden Automobile repariert und instandgesetzt, aber ab1935 ausschließlich Karosserien hergestellt. Die beschriebenen mechanischen Werkstätten wurden nach und nach aufgegeben.
Erstes Ziel war jetzt, kleine sportliche Autos zu bauen. Anfangs hießen die umgebauten Autos noch „Dixi“ oder „BMW“, später liefen sie unter dem eigenen Namen „Gebrüder IHLE“.
60 Mann arbeiteten vor dem Krieg in den Werkstätten. Zu Beginn des Krieges wurde die Firma für kriegswichtige mechanische Fertigungen benutzt und eine Firma in Adelsheim-Odenwald zusätzlich eröffnet.




Die Lochbleche wurden damals noch an den Unterrand der Karosse genietet. Später wurde die Seitenwand von vornherein 15 cm tiefergezogen, der Unterrand gedoppelt, so dass Rahmen und Auspuffanlage unsichtbar blieben, der Wagen eine tief liegende, sportliche Ansicht erhielt.
Die leitenden Brüder waren alles gemeinsam: Ideengeber und Konstrukteure, Designer, Mechanikermeister, sehr junge Chefs und Produzenten.
Alles war Handarbeit, Pressen für Karosserieteile gab es keine. Die Bleche wurden auf Formen „getrieben“.
Es wurde autogen geschweißt, viel genietet. Auf Wagnerarbeit und Holz im Karosseriebau wurde verzichtet.
Die Belegschaft vor dem Krieg betrug 60 bis 70 Mitarbeiter.
Die Zeit von 1939 bis 1945

Ihle-Fahrzeuge auf Dixi-Basis









Kleines Video "Ihle 600 auf DA1" mit Fahraufnahmen. A.Lindenmann (Privatvideo)
Ihle Anzeigen

Nachkriegsgeschichte der Firma Ihle
Nach dem Krieg waren die sportlichen Autos erstmal nicht gefragt. Man versuchte auf verschiedenen Geschäftsfeldern wieder Fuß zu fassen. Vor dem Krieg hatte Rudolf Ihle bereits Verbindungen zu den Steilwandfahrern und stellte die Kontakte zu den Schaustellern wieder her. Man entwickelte „Autoskooter“, kleine Elektroautos für die Jahrmärkte, aber auch Benziner, sog. „carts“. Die Geschäfte liefen gut und für Ihle begann eine neue Zeitrechnung.

Text und Bilder: Gottfried Müller